Fehlgeburt: Vom plötzlichen Ende guter Hoffnung

Jede 3. Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt. Lernen Sie mehr über dieses traumatisierende Thema und wie sich damit umgehen lässt.

Begriffsklärung Fehlgeburt

Von einer Fehlgeburt spricht man, wenn ein Embryo/Fötus1 vor der Vollendung der 24. Schwangerschaftswoche oder vor dem Erreichen von 500 Gramm im Mutterleib verstirbt.

Ab der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche und einem Gewicht von 500 Gramm ist ein Leben außerhalb des Mutterleibes theoretisch möglich, daher wird der Tod eines Fötus nach Erlangen dieser Schwellenwerte als Totgeburt bezeichnet.Diese Differenzierung ist juristisch relevant, denn gemäß Personenstandsgesetz, kann ein tot geborenes Kind auf Wunsch der Eltern ins Stammbuch eingetragen werden.

Für Eltern ist diese nüchterne, faktische Differenzierung oft schmerzhaft. Wer entscheidet darüber wie viel ein Menschenleben in den Herzen seiner Liebsten wiegt? Grammzahlen und Schwangerschaftswochen korrelieren nicht mit Ausmaß und Intensität von Gefühlen.  

Fehl- und Totgeburt als gesellschaftliche Tabus

Jede 3. Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt, 75% davon in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten.

Auch wenn den meisten Frauen bekannt ist, dass die ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft als „kritische Phase“ gelten, in der die Wahrscheinlichkeit eines spontanen Abortes erhöht ist, trifft sie eine Fehlgeburt wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Schlagartig wird aus dem theoretischen Faktenwissen eine schmerzhafte Erfahrung über die auch heute noch wenige Frauen sprechen, so dass das Thema Fehlgeburt ein gesellschaftliches Tabu bleibt.  

Im Unterschied zu Fehlgeburten treten Totgeburten statistisch gesehen relativ selten auf (ca. 0,4 Prozent). Doch auch hier verstellen nüchterne Fakten den Blick auf das dahinter liegende Schicksal. Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland im Jahr 2022 3248 Totgeburten, 3248 Kinder , die in den Tod statt ins Leben geboren wurden, 6496 verwaiste Eltern, die oft an der Erfahrung, dass sich ein Lebenskreislauf schließt bevor er vollumfänglich begonnen hat, verzweifeln 

Viele Eltern, die eine Fehl-/ Totgeburt verkraften müssen, stehen zunächst unter Schock. Dieser zeigt sich beispielsweise anhand folgender Symptome:

  • emotionale Betäubung 
  • schnelle Wechsel von Emotionen wie Trauer, Angst, Wut
  • körperliche Reaktionen (Übelkeit, Zittern, Herzrasen, Schweißausbruch etc.)
  • Entfremdungserleben

Viele Betroffene erhalten in dieser psychischen Ausnahmesituation nicht die emotionale Zuwendung und Unterstützung, die sie brauchen. Vielmehr werden sie unmittelbar nachdem sie erfahren haben, dass sie nicht mehr guter Hoffnung sind, mit dem körperlich-medizinischen Abschluss der Schwangerschaft in Form einer Kürettage (Ausschabung der Gebärmutter) oder dem medikamentösen Einleiten von Wehen und der Geburt des toten Fötus konfrontiert. Dies kann zusätzlich traumatisierend und trauererschwerend wirken.

Engelstatue schwarz-weiss

Erschwerte Trauer nach einer Fehlgeburt

Häufig bagatellisieren Familienangehörige, Freunde, aber auch Frauenärzte  den Verlust eines ungeborenen Kindes. Floskeln wie „Es war doch noch kein richtiges Baby.“ oder „Beim nächsten Mal klappt es.“  verkennen, dass eine emotionale  Bindung zwischen werdendem Leben und werdenden Eltern schon sehr früh beginnt – mal abgesehen davon, dass sich ein Leben nicht durch ein anderes ersetzen lässt. 

Das Ungeborene ist für die soziale Umwelt nicht sinnlich erfahrbar, seine Existenz bleibt für Außenstehende abstrakt. Für die Eltern des fehl-/oder totgeborenen Kindes hingegen ist der Verlust real und schmerzhaft. Die Tatsache, dass es in der Trauer um den Tod eines ungeborenen Kindes keine gemeinsam geteilten Erinnerungen gibt trägt dazu bei, dass die Betroffenen sich zurück ziehen und ihren Kummer mit sich selbst ausmachen. 

Brennende Kerze im Dunkeln

Individuell trauern ist wichtig

Menschen gehen ganz unterschiedlich mit Verlusten um. In der Trauer gibt es kein richtig oder falsch. Es ist aber wichtig der Trauer Raum zu geben und einen individuellen Weg der Trauerbewältigung zu finden. Am „Tal der Tränen“ führt kein Weg vorbei, daher ist es nicht sinnvoll den Schmerz zu verdrängen. Hierdurch wird die Zeit des Leidens vielmehr noch verlängert. 

Es kann hilfreich sein zu wissen, dass das eigene Erleben normal im Sinne von situationsangemessen ist und auch andere Menschen Trauerphasen wie Verzweiflung, Leugnung, emotionale Lähmung, Sehnsucht, Suche nach dem Warum, Desorientierung, Wut/Aggression bis hin zu Akzeptanz und Neuorientierung bewältigt haben.

Blauer Himmel mit Regenbogen und Sonnenreflektion

Hilfreiche Tipps im Umgang mit einer Fehlgeburt

– Emotionen zulassen

Alle deine Emotionen haben ihre Berechtigung. Lasse sie zu und spüre sie. Wenn du weinen kannst,  weine, denn Tränen reduzieren den Stresspegel und tragen somit zur Heilung bei. 

Lege ein Trauertagebuch an, in dem alle deine Gefühle in Form von Notizen, einzelnen Worten, Texten, Gedichten, Bildern oder Collagen ihren Platz finden. 

– Bleibe im Dialog mit deinem Partner

Jeder Mensch trauert anders. Als trauerndes Paar ist es wichtig, dass beide Partner sich selbst und dem anderen diesen Freiraum, individuell trauern zu dürfen, zugestehen. Bleibt aber auch miteinander im Gespräch und tauscht euch regelmäßig über Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche aus.

Eine Paartherapie kann helfen die Sprachlosigkeit angesichts überwältigender Trauer zu überwinden. 

– Sprich über deinen Verlust

Überlege dir, mit welcher Person du über deine Fehlgeburt/ Totgeburt sprechen magst. Das Gespräch mit einem empathischen Kommunikationspartner wirkt oft entlastend. Wäge auch ab, mit wem du nicht über deinen Verlust reden möchtest und halte ggf. eine Standardantwort für Fragen, die du nicht beantworten möchtest, parat. 

– Tu dir etwas Gutes

Auch wenn es schwer fällt, versuche dir regelmäßig etwas Gutes zu tun (z.B. Autogenes Training, Yoga, Massage, ein leckeres Essen usw.).  

Wann ist professionelle Trauerbegleitung nach einer Fehlgeburt erforderlich?

Trauer ist eine normale Reaktion auf eine Verlusterfahrung und an und für sich nicht behandlungsbedürftig. Eine therapeutische Unterstützung ist allerdings dringend indiziert bei:

  • depressiven Symptomen wie z.B. Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebsmangel
  • Suizidgedanken
  • selbstschädigenden Verhaltensweisen (Drogen, Alkoholmissbrauch, exzessivem Essen, ritzen etc.)
  • massivem sozialer Rückzug
  • mangelnder Bewältigung des Alltags über Monate hinweg 
  • einem anhaltenden Gefühl der Gefühllosigkeit.

Meine Unterstützung als Heilpraktikerin für Psychotherapie 

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie unterstütze ich dich auf deinem persönlichen Weg der Trauerbewältigung und helfe dir dabei bewusst Abschied von deinem toten Kind zu nehmen, auch wenn der Verlust schon Jahre oder Jahrzehnte zurück liegt. 

Ich begleite dich u.a. dabei:

  • den Verluste in dein Leben zu integrieren
  • einen konstruktiven Umgang mit trauerbegleitenden Emotionen wie Schuld und Wut zu entwickeln
  • passende Trauerrituale zu finden 
  • deinen Selbstwert zu stabilisieren neuen Lebensmut zu fassen
  • mit dem Wunsch einer Folgeschwangerschaft achtsam umzugehen
  • mit unerfülltem Lebenswunsch ein erfülltes Leben zu führen.

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