Was ist Parentifizierung?
Der Begriff Parentifizierung setzt sich aus den beiden lateinischen Worten parentes (= Eltern) und facere (=machen) zusammen und beschreibt die soziale Rollenumkehr von Eltern und Kindern. Es kommt zu einer Diffusion der Generationengrenzen im Familiensystem und damit zu einer entwicklungspsychologischen Überforderung des Kindes.
Eltern delegieren ihre Aufgaben dabei direkt oder aber auch unbewusst an ihre Kinder. Teilweise übernehmen Kinder aus einem fehlinterpretierten Verantwortungsgefühl heraus eigeninitiativ Pflichten, die gewöhnlich in den Aufgabenbereich Erwachsener fallen um so ihre Eltern zu entlasten.
Die Ursachen für Parentifizierung können sehr unterschiedlich sein. Eine familiäre Dysbalance, die beispielsweise durch gravierende psychische oder somatische Erkrankungen oder permanente Partnerschaftskonflikte entsteht, bietet oft den Nährboden für die „Verelterlichung“ von Kindern.
Instrumentelle und emotionale Parentifizierung
Man unterscheidet zwei Arten von Parentifizierung. Bei der instrumentellen Parentifizierung übernimmt das Kind Aufgaben, die in den Verantwortungsbereich der Eltern fallen, wie z.B. die selbständige und damit nicht altersgemäße Versorgung jüngerer Geschwister.
Übernimmt das Kind die Aufgabe, einen oder beide Elternteile emotional zu stabilisieren oder bei Konflikten zwischen den Eltern zu vermitteln, spricht man von emotionaler Parentifizierung. Manche Kinder fungieren hier auch als Partnerersatz und werden mit nicht alterskonformen Themen wie elterlichen Eheproblemen oder finanziellen Sorgen konfrontiert.
Als eine Art Sonderform der Parentifizierung kann man das Phänomen der Triangulierung ansehen. Der Begriff stammt aus der systemischen Familientherapie und beschreibt die Auslagerung eines elterlichen Partnerschaftskonfliktes auf die Kinderebene. Beispielsweise wird das gemeinsame Kind in der Auseinandersetzung der Eltern zur Verbündeten der Mutter gegen den Vater. Der Partnerschaftskonflikt wird sozusagen über das Kind umgeleitet, wodurch dieses eine dysfunktionale Rolle im Subsystem Elternpaar zugewiesen bekommt.
Auswirkungen von Parentifizierug
Eltern und Kinder sind gleichwürdig und -wertig. In einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung gibt es jedoch eine klare Hierarchie: Die Eltern bieten einen Schutz- und Verantwortungsrahmen, in dem die Kinder ihre altersspezifischen Entwicklungsaufgaben absolvieren können und dabei Anleitung und Unterstützung erfahren.
Parentifizierte Kinder werden hingegen wie kleine Erwachsene behandelt und bekommen dadurch zu viel Verantwortung aufgebürdet, was zahlreiche negative Auswirkungen hat – die jahre- und jahrzehntelang anhalten können.
Durch die erlebte Überforderung entwickeln viele Parentifizierte eine diffuse Ängstlichkeit als basales Lebensgefühl und innere Grundhaltung. Sie sind oft sehr harmoniebedürftig, selbstunsicher, überangepasst und perfektionistisch. Dementsprechend fällt es ihnen schwer eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und zu artikulieren. Sie haben außerdem Schwierigkeiten sich anderen Menschen anzuvertrauen und versuchen Probleme mit sich selbst auszumachen. Auch Bindungsstörungen und die Parentifizierung eigener Kinder sind häufige Folgen.
Meine Unterstützung als Heilpraktikerin für Psychotherapie
Wurdest du in deiner Kindheit parentifiziert oder hast du den Eindruck, dass sich die Rollengrenzen zwischen dir und deinen Kindern verschieben? In einer Psychotherapie kannst du lernen:
- emotional ungesunde Familienstrukturen zu erkennen und zu verändern
- deiner Verantwortung als fürsorgender Elternteil gerecht zu werden
- die von deinen Eltern übertragene, unangemessene Verantwortung symbolisch an deine Eltern zurück zu geben und somit für psychische Entlastung zu sorgen
- deine eigenen Bedürfnisse, Ziele und Werte zu spüren und auszuleben
- dich von tatsächlichen oder vermeintlichen Ansprüchen und Erwartungen anderer zu distanzieren
- übernommene, nicht hilfreiche Glaubenssätze abzulegen
- bisher nicht gelebte Aspekte deiner Kinder nachzuholen
- den Verlust einer unbeschwerten Kindheit zu verarbeiten und dich deinem „inneren Kind“ liebevoll zuzuwenden.